Ich nähe seit über 30 Jahren, und zwar nicht 'Standardkleidung', sondern eher historischen Krempel. Dabei sind Fadenläufe u. ä. unglaublich wichtig
Eine 'Näherin', die Massenproduktions-Kleidung zusammenschustert, hat absolut nichts mit der Schnittführung (grade / Schrägschnitt / etc.) zu tun - und zwar egal, in welchem Land sie sitzt. Sie bekommt nur fertig geschnittene Stoffstücke geliefert, die sie dann zusammennäht.
Für die Schnittführung sind die Schnittdirektricen zuständig, die das Schnittmuster entwickeln, auf dem der Fadenlauf (also die Richtung) mit Pfeilen angegeben ist.
Zugeschnitten werden die Stoffe in der Massenproduktion übrigens weder von den Direktricen noch von den Näherinnen, sondern von Cuttern. Das wiederum passiert bei der Massenproduktion mittlerweile nicht mehr mit Scheren, sondern einer Art überdimensionaler "Bandsäge", die huntert Lagen Stoff auf einmal durchschneiden kann (und somit bei 'einmal schneiden' maßgenau hundertfach dasselbe Schnittteil produzieren kann).
Also den Näherinnen kann man absolut keine Schuld geben, es sei denn, die Nähte ribbeln sich auf oder sind unsauber gefertigt.