Hier ist noch ein Artikel aus der Apotheken-Umschau.
Warum Konservierungsmittel in Kosmetika gehören
Damit schädliche Keime in Hautpflegemitteln keine Chance haben, sind Konservierungsmittel unverzichtbar.
Cremes enthalten viel Wasser. Deshalb werden ihnen antibakterielle Substanzen beigemischt.
Wo Wasser ist, ist Leben. Auch mikrobielles – Keime zum Beispiel. Weil viele Gesichts- und Körpercremes Wasser enthalten, gedeihen Bakterien und andere Krankheitserreger auch dort hervorragend. Dass Keime in Kosmetika geraten, kann man kaum vermeiden. „Sie lassen sich nicht unter völlig sterilen Bedingungen produzieren“, erläutert Dr. Ludwig Neumayr von der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaftliche und Angewandte Kosmetik. Das liegt unter anderem daran, dass „Keime schon in den Rohstoffen stecken und natürlich auch in der Umgebung vorkommen“.
Ohne Konservierungsstoffe könnten sich diese Bakterien oder Pilze in der Creme vermehren und sie zerstören. Oder schlimmer: Auf empfindlicher oder kranker Haut könnten sie Reizungen oder Allergien auslösen.
Konservieren ist daher unumgänglich. Dadurch bleibt das Produkt – wie es schon der lateinische Wortursprung „conservare“ ausdrückt – in dem Zustand „bewahrt“, in dem es hergestellt wurde. Bestimmte Stoffe hemmen das Wachstum der Keime oder töten sie ab. Richtig aufbewahrt, halten Kosmetika dann ein Jahr oder länger – selbst wenn der Verbraucher mit dem Finger in die Creme fasst oder vergisst, den Tiegel wieder zu schließen.
Wer sich die Zutatenliste einer Creme anschaut, wird eine ganze Reihe Konservierungsmittel darauf finden. Der Grund: Meist ist ein Mittel nur auf einen Keim spezialisiert. Man braucht also verschiedene solcher Spezialisten, um das Produkt vor Bakterienbefall und Verderblichkeit zu schützen. „Zudem müssen die Konservierungsmittel mit allen anderen Inhalten harmonieren, toxikologisch einwandfrei und in der eingesetzten Konzentration unbedenklich sein“, erklärt Neumayr. Stoffe, die laut Kosmetikverordnung (KVO) überwiegend oder ausschließlich der Konservierung dienen, sind auf der Verpackung ausgewiesen. Schmückt sich das Produkt mit der Angabe „ohne Konservierungsstoffe“, erreicht der Hersteller die Haltbarkeit auf andere Weise.
Er nutzt dann beispielsweise die konservierenden Eigenschaften von Bestandteilen wie Alkohol, Glyzerin oder Vitamin C. Öle, Fette oder Puder brauchen nicht konserviert zu werden, denn sie kommen ohne Wasser aus – sie werden schlimmstenfalls ranzig.
Die heute verwendeten Konservierungsstoffe gelten als gut verträglich. Das war nicht immer so. „Noch vor 20 Jahren kam es häufig zu ausgeprägten kontaktallergischen Reaktionen im Gesicht oder am Körper“, berichtet Professor Thomas Fuchs, Leiter des Bereichs Allergologie an der Universitätsmedizin Göttingen. Die kritischen Stoffe sind jedoch mittlerweile aus den Produkten verschwunden oder werden nur noch in sehr geringen Konzentrationen eingesetzt.
Allerdings suchen Forscher ständig nach Alternativen, und deren Auswirkungen auf die Haut sind nicht immer klar. „Neuere Konservierungsmittel könnten schon einmal Probleme bereiten“, schränkt Fuchs ein. Tritt eine Kontaktallergie mit Juckreiz, Entzündungen und Bläschen auf, ist der Hautarzt gefragt. „Mit einem Test kann er schnell herausfinden, welcher Stoff die Allergie auslöst“, sagt Fuchs.
Als unproblematisch bewertet er die sogenannten Parabene. Britische Wissenschaftler hatten sie zwar in Brustkrebsgewebe entdeckt – einen ursächlichen Zusammenhang konnten sie jedoch nicht finden. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin stuft sie als unbedenklich ein. Einige Hersteller verzichten trotzdem darauf.
Nadja Katzenberger / Apotheken Umschau; 31.08.2010
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