Das »Abdichten«, von dem hier gesprochen wird, meint »
Okklusivität«, aber das trifft auf Sheabutter in der Form nicht zu. Der mitunter auf Dauer austrocknende Effekt von Fetten alleine (gleich ob Buttern oder Öle) hat andere Gründe. Ich versuche das mal strukturierter zu erklären.
Wie wirkt native Sheabutter?
Das schon genannte Unverseifbare der Sheabutter beinhaltet vor allem Phyto
sterole (quasi die pflanzliche Form der hauteigenen Chole
sterole), fettlösliche Vitamine, Squalene, Carotinoide und so weiter. Neben antioxidativen und Eigenschaften mancher Inhaltsstoffe sind es vor allem die Phytosterole, die der Haut helfen, Wasser zu binden und vor übermäßigem Feuchtigkeitsverlust zu bewahren. Das tun sie zum einen, weil Sterole Bestandteil des Hydro-Lipid-Films der Haut sind
und Bestandteil der Lipidlayer, in denen die Hornzellen eingebettet sind. Sie sind hauteigene Emulgatoren und sorgen zudem dafür, dass Hautfett (das Sebum) und Schweiß emulgieren und die Hautoberfläche überziehen, um ihre Schutzfunktion auszuüben. Phytosterole haben zudem nachgewiesene entzündungshemmende Wirkung, und sie hemmen die Produktion eines Enzyms, das bei Sonneneinstrahlung aktiv wird und Collagen abbaut.
Was bei der Sheabutter als Film wahrnehmbar wird, sind gesättigte Fettsäuren, aber die sind nicht völlig okklusiv, sondern
verzögern nur die Verdunstung von Wasser, was sehr erwünscht ist. Auch lassen sie sich wieder abwaschen, Angst vor einem additiven Effekt muss niemand haben.

Die Sterole selbst ziehen gut ein.
Warum ist reine Fettpflege alleine oft nicht ausreichend?
Fette sind sehr wichtig zur Pflege trockener Haut, aber wir benötigen auch Substanzen, die Wasser in der Haut fetshalten, Urea, Salze usw, also alles, was man allgemein gerne unter dem Begriff
NMF zusammenfasst. Bei junger und gesunder Haut sind diese ausreichend vorhanden. Ältere, trockene Haut weist einen erhöhten transepidermalen (durch die Hornhaut stattfindenden) Wasserverlust auf; oft sind die Lipidschichten der Haut (die Barriereschicht) nicht mehr intakt und die hauteigenen NMF herausgewaschen. Hier reicht es nicht, nur Fett auszutragen – darunter fehlt das Wasser, und der Turgor (Innendruck) der nicht mehr ausreichend hydratisierten Zellen lässt nach: es entstehen Knitterfältchen und Pergamenthaut.
Mir geht das so: ich habe sehr weiche Haut, weil ich sie gezielt mit Phytosterolen, Phospholipiden und geeigneten Ölen pflege, aber ich komme nicht ohne Power-Seren darunter aus, die der Haut die verlorenen NMF-Substanzen wiedergeben.

Na ja, bin halt ein reiferes Mädchen.
Raffinierte Sheabutter hat leider keine heilenden unverseifbaren Bestandteile mehr, aber immer hin noch ein schönes Fettsäurespektrum. Schlechter als Mangobutter oder andere raffinierte Buttern ist sie sicher nicht, und sie ist mit Sicherheit frei von Pestizidrückständen und Schwermetallen, was man von unraffinierter Butter, je nachdem, woher man sie bezieht, nicht sagen kann. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass die meisten nativen Buttern hochgradig belastet sind (deswegen bitte immer auf ein Analysezertifikat bestehen, auch wenn das nur Stichproben betrifft). Eine gute native Butter ist allerdings in ihren pflegenden, heilenden Eigenschaften nicht zu toppen. Meine Lieblingsbutter ist
diese; das Analysezertifikat eines deutschen Labors kann online eingesehen werden. Sie ist vanillegelb, homogen und wunderbar, nicht so graugelb und griesig wie viele andere.
Die Beobachtung, dass eine Pflege mit Emulgatoren die Haut praller macht und zu mehr Glätte führt, haben viele gemacht, ich auch. Vor allem natürliche Emulgatoren wie Lecithine, Phytosterole usw. bieten der Haut Fette und Wasser bereits in einer Form, die dem hauteigenen Emulsionssystem sehr gleicht und sich sofort »übernehmen« lässt. Das dürfte ein wesentlicher Grund dafür sein.