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kontext
Das "immer" hast du sicher auf helle vs. dunkle Haare bei ansonsten gleicher Schädigungsrate und Struktur bezogen.
Physikalisch ist es aber auch dann - genau andersrum.
Farbe resp. Helligkeit ist ja eine Eigenschaft des Lichtes, abstrahierte Wellenlängenmischungen. Ein Eindruck, der durch das von einem Gegenstand reflektierte Licht im Auge des Betrachters erst entsteht und ihm nicht selbst zukommt. Wenn ein Stoff alles oder sehr viel einstrahlendes Licht zurückwirft wirkt er hell. Wirft er wenig zurück, wirkt er dunkel. Rote Mützen "sind" nicht rot, sondern verschlucken nur selektiv nichtrote Lichtanteile aus dem weißen Mix aller sichtbaren Wellenlängen. Hat ein Gegenstand sozusagen alle Farben, sagen wir ein Farbbrei aus allen Töpfen im Malkasten, dann verschluckt er alles Licht, das auftrifft, und das Auge hat nichts mehr und sieht "schwarz".
Das sieht man auch daran, dass der Anteil des Lichts, der nicht reflektiert wird, in Form von Wärme von der Oberfläche absorbiert wird. Da dunkle bzw. dunkel erscheinende Oberflächen das Licht gerade eben schlechter reflektieren, heizen sie sich auch stärker auf. Deswegen wird einem in dunklen Klamotten im Sommer heißer als in weißen, deswegen ist das Sommerkleid hell und im Winter, wenn wir frieren, greifen wir instinktiv zu dunkleren Farben.
Mit anderen Worten: Hellere Haare wirken überhaupt erst dadurch heller, dass sie grundsätzlich mehr Licht reflektieren. Das nutzt natürlich alles nichts, wenn das Haar aussen rau ist, egal ob dunkel oder hell. Dann wirft es zwar auch Licht zurück, tüchtig sogar, aber dafür wild in alle Richtungen statt gebündelt und der Glosseffekt ist prompt dahin. Das Haar wirkt insgesamt durch stärkere Streuung heller, aber matter. Wie wenn man eine schwarze Glasplatte zerkratzt, die Kratzer wirken weiß, aber dort, wo es zerkratzt ist, glänzt das Glas nicht mehr.
Genau das passiert übrigens auch, wenn man die Haare "mit Salzwasser" aufhellt. Salzwasser plus Sonne hellen faktisch nicht stärker auf als Süßwasser plus Sonne, aber das Salz raut die Haare zusätzlich auf. Andersrum: Wenn die Haare zum Beispiel nach dem Duschen nass sind, haben sie durch den Wasserfilm eine glattere Oberfläche als im trocknen Zustand, glossen mehr (weil die Licht parallel gebündelt abgestrahlt werden und nicht so stark streut) und wirken zudem dunkler. Das ist eigentlich ihre natürliche "Farbe/Helligkeit". Je stärker sie durch Nässe dunkler wirken, desto angegriffener offenbar die Haaroberfläche.
Möglicherweise gibts hier auch so einen Lerneffekt, da Auf-Hellung und Mattigkeit wegen des Streu-Effekts für gewöhnlich miteinander einhergehen.
Was du vermutlich meinst ist, dass dunkle Haare in ihren Schattenpunkten einen stärkeren Kontrast bilden zu reflektierten weissen Lichtpunkten auf den Locken. Man könnte also sagen, natürlich helle und gesunde Haare werfen mehr Licht zurück, strahlen mehr insgesamt, die Lichtkonzentrationspunkte etwa oben auf einer Locke fallen aber weniger auf.