Gestern kam im ZDF eine sehr sehenswerte Sendung über die Verführbarkeit von Käufern/Kunden. Darin wurde gezeigt, durch arrangierte Tests vor Ort, dass Kunden fast immer auf Preise, "Besonderes", Rationiertes und ähnliche Tricks reinfallen und blind nicht nur kaufen, sondern sogar unsinnige Dinge oder viel mehr kaufen, als sie eigentlich wollten. Man ziehe jemandem einen weißen Kettel an, nenne ihn Experten, lasse ihn geschickt wissenschaftliche "fundiertes" Zeug reden, und schon glauben die Kunden jedes Wort, weil es ja ein Experte sagt. Dessen Expertentum lediglich in einem guten Mundwerk und einem weißen Kittel besteht.
Ich denke, auch bei Tee läuft es oft so. Marketing und wohlklingende Beschreibungen und Lobeshymnen für besondere Spezialitäten lassen die Preisgestaltung im Dunkeln bleiben, und die Kunden fahren drauf ab und kaufen. Warum sonst liegt die Menge des verkauften Darjeeling um ein Mehrfaches höher als die Anbaumenge? Schreib' Darjeeling drauf, betreibe gutes Marketing, fahre den Preis hoch, und schon ist der Kunde überzeugt, hochwertigen Darjeeling zu trinken. Ich wage mal zu behaupten, die Tee-Experten, die wirklich bei jedem Tee sagen und herausschmecken können, was Sache ist und wie die Qualität ist, sind sehr dünn gesät und ziemlich sicher gehören die normalen Kunden nur in den allerseltensten Fällen dazu. Der gewöhnliche Beutelteetrinker und Assam-von-Grüntee-und-Früchte-Tee-Unterscheider (zu dem ich ja auch gehöre) schmeckt garantiert nicht heraus, ob es sich beim Assam oder Grüntee um eine Spitzenqualität handelt oder um banalen Durchschnittstee. Wenn mir jemand sagt, das ist eine Rarität und kostet deshalb das Fünffache, kann ich nach dem Trinken sagen, ja schmeckt mir, oder nein schmeckt mir nicht. Mehr schmecke ich nicht heraus, schon gar nicht, ob der fünffache Preis gerechtfertigt ist.