Zitat von
jasminbluete
Grundsätzlich sollte dem Ganzen natürlich vorausgehen, dass man sich bewusst mit den Systemen auseinander setzt. Es macht einen Unterschied, ob ein Frühling schwarz trägt, weil er mal gehört hat, schwarz stünde allen oder ob er schwarz trägt, weil er aktiv und bewusst den Kontrast als Teil des eigenen Stylings begreift.
Das ist ja mMn das Schöne an den Systemen. Sie geben (für mich!) nichts vor, sondern helfen, eine informierte Entscheidung zu treffen. Und die kann in jede Richtung ausfallen.
Ich denke, dass die reinen Stylingsysteme von Kibbe und Carole Jackson aber unweigerlich schnell zu dem Punkt führen, wenn man sich wirklich mit ihnen auseinander setzt, dass man sich fragt, warum man tut was man tut, mag was man mag, trägt was man trägt und eben auch warum nicht?
Und da kommt für mich Rita ins Spiel. Styling kann dann auch sehr schnell auch einen psychologischen Twist bekommen. Warum hat man als Winter bisher immer Sommerfarben getragen? Gibt's dafür tiefersitzende Gründe? Will man absichtlich unscheinbar erscheinen und wenn ja, warum? Warum hat man bisher Kleidungsstück X immer für sich abgelehnt? Wurde einem mal gesagt, das stünde einem nicht? Hat man es in die Schublade Tussi gesteckt und was sagt das über einen, wenn man insgeheim ein bestimmtes Styling anderer Frauen abwertet? Usw. Grundsätzlich führen alle Systeme mMn früher oder später zu einer Innenschau und einem Loslösen und Hinterfragen der Dinge, die irgendwann von außen an einen rangetragen wurden und die man einfach übernommen hat und für vermeintlich richtig hielt.
Ich hab mal in der Therapie auf den Kopf zugesagt bekommen, ich hätte in jüngeren Jahren ziemlich deutlich das Pick me Girl/Cool Girl Syndrom aufgezeigt. Was ich natürlich erstmal vehement verneint habe. Bei genauerer Betrachtung hatte meine Therapeutin natürlich Recht. Ich wollte mir das zuerst nicht eingestehen, weil es eine eher unangenehme Wahrheit ist, die sich eben auch im Styling gezeigt hat. Dass ich mich aktiv von hyperfemininen Stylings abgegrenzt und sie abgewertet habe, um mich im Kontrast dazu als cool, easy going, unkompliziert, kumpelig... darzustellen. Also, das klassische "ich bin nicht so wie andere Frauen", mit dem Ziel, andere Frauen als Zicken, kompliziert, etc. dastehen zu lassen.
Und ja, zu dieser Erkenntnis kam ich tatsächlich übers Styling, das natürlich nur ein Symptom einer gewissen Einstellung war (im Grunde geht sowas auf internalisierte Misogynie zurück), aber das Beispiel zeigt ganz gut auf, wie schnell man über Styling bei ganz grundlegenden Fragen landen kann: wer bin ich eigentlich? Kommt X, Yund Z wirklich von mir selbst oder denke ich nur, dass das von mir kommt? Usw.