Zieht Öl wirklich Farbe?

[Hippieschaf]

Hallo!

Ich habe eine Frage zu Arganöl. Ich färbe meine Haare mit NHF (von Santé) und gebe, da sie oft recht trocken sind, hin und wieder Arganöl in die Haare. Nicht die ganz großen Massen, sondern nur so, dass es gut verteilt ist. Quasi als Kur, so 2-3 Stunden bevor ich sie normal wasche.
Jetzt höre ich immer wieder, dass Öl die Farbe rauszieht, aber gerade nach dem Färben brauchen die Haare oft das Öl bzw Pflege.
Ist das dann kontraproduktiv oder braucht man wesentlich mehr Öl dazu, um Farbe rauszuziehen, oder ist das ohnehin nur eine Mär?

Viele Grüße
Hippieschaf

[jasminbluete]

Hab mich gedrückt, die Frage zu beantworten, weil man sie leider nicht pauschal beantworten kann. Grundsätzlich gilt: Wasser zieht am meisten Farbe. Grund: es quillt den Haarschaft im Inneren auf, dadurch spreizen sich die Schuppen außen mehr ab, wodurch sich dann natürlich die eingelagerten Farbpartikel eher lösen.

D.h. im Grunde ist alles nicht so geil für die Haare, was dafür sorgt, dass sie zu stark und zu lange aufquellen. Die große Frage ist aber eben nun: ab wann ist es zuviel und zu lang? Und das ist extrem indiviuell und von Haarstruktur, Haartyp, Färbung und sogar von externen Faktoren wie Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur abhängig.

Theoretisch kann man also auch mit zuviel Öl die Haare zu stark aufquellen. Ab irgendeinem Punkt ist Öl auch einfach nur noch "nass". Plus: Öl löst Öl. D.h. auch hier gibt's wieder den Punkt, an dem das genaue Gegenteil passiert. Ein bisschen pflegt, sehr viel reinigt. Das sieht man ja auch in der Gesichtspflege. 2 Tropfen Öl pflegen, mit einer Handvoll Öl kann man jedes noch so hartnäckige Makeup anlösen.

Am ehesten bringt einen daher die eigene Beobachtung weiter. Ist die Kopfhaut und das Haar nach der Ölbehandlung trockener als vorher, sollte man Menge und Einwirkzeit runterschrauben. Passt alles soweit und das Haar bleibt geschmeidig, dann passt es auch in Bezug auf die Färbung.

[Hippieschaf]

Danke für die Info. Gibt es denn ein Minimum, wie lange eine Kur einziehen soll?
Sprich: Macht es überhaupt einen Unterschied, ob ich das Öl 5 Minuten oder 5 Stunden einwirken lasse?

Ich mache immer so viel rein, dass es sich verteilt und jedes Haar was abbekommt, und wenn man dann mit dem Kamm durchgeht, ist es, als hätte man fettige, länger nicht gewaschene Haare.

[jasminbluete]

Eine kürzere Einwirkzeit ist häufig idealer, weil es generell meist keine so gute Idee ist, die Haare zu lange nass bzw. getränkt in irgendwas zu lassen. Die Haarstruktur weicht auf und ist dann natürlich auch anfälliger für Schäden. Das ergibt dann oft die berühmt berüchtigten Spaghettihaare, d.h. die Haare werden zuuu dehnbar und reißen dann viel leichter. Und da man danach ja Haare wäscht, sprich da kommen die beiden Faktoren Wasser (Aufquellung) und mechanische Beanspruchung auf einen Schlag zusammen, ist's nicht unbedingt so gut, die Haare vorher schon anfälliger für Schäden zu machen.

Öle kurz vor der Haarwäsche ins Haar zu geben, macht aber durchaus Sinn, insb. in die Haarlängen, weil sie sich um das Haar legen und bis zu einem gewissen Grad dann bei der Haarwäsche verhindern, dass das Shampoo die Längen zu krass angreift. Die Längen brauchen normalerweise keine große Reinigung. Man will auch gar nicht die F-Schicht des Haares wegreinigen. Die gehört ums Haar und besteht u.a. aus Sebum und gibt diesem Glanz und Schutz. Ein bisschen wie bei der Gesichtsreinigung auch. Man will den Schmutz abnehmen, aber sich nicht gleich die ganze Hautschutzbarriere mit wegwaschen.

Öle nach der Haarwäsche können ebenfalls eine gute Idee sein, um die Feuchtigkeit einzuschließen.

Leider gibt's keine allgemeine Faustregel, wieviel Feuchtigkeit und wieviel Conditioning (über Öle, Silikone, o.ä.) genug ist und ab wann es zuviel ist. Man kann das Phänomen aber ganz gut an den Nägeln beobachten, die den Haaren ja gar nicht so unähnlich sind. Wäscht man sich die Hände ganz oft und cremt sie nicht ein, werden die Nägel auch ganz trocken und splittern leichter, weil man ihnen zuviel Feuchtigkeit entzogen hat. Zuviel Feuchtigkeit wie direkt nach der Badewanne oder dem Schwimmbad, aber auch zuviel Öl macht sie dafür zu weich. Sie biegen sich ähnlich der Spaghettihaare dann zu sehr und sind anfälliger dafür zu brechen.

Kurzum: ähnlich wie bei den Nägeln hilft da nur Beobachtung. Ab wann fühlen sich die Haare zu trocken an? Ab wann zu weich und zu dehnbar? Und dementsprechend passt man dann die Pflege an.

[Hippieschaf]

Danke, dann probiere ich es mal mit kürzerer Einwirkzeit. Ich weiß jetzt auch nicht, wie ich mal testen könnte, ob durch das Öl beim Waschen Farbe verloren geht. Das Handtuch bleibt anschließend zumindest sauber.