Hi Alle,
mit großer interesse habe ich diesen Thread fast komplett durchgelesen. Zum einen
@ Claudia,
danke für den Hinweis auf das Buch. In deiner Beschreibung lese ich genau das heraus, was ich hier schon mal vor über einem Jahr in leicht anderer Form geschrieben hatte. Ich werde mir auf jedem Fall das Buch besorgen, denn es scheint mir wirklich auf den Kern der Sache zu gehen.
@ All,
Klar war die Diskussion erst nur CK und Alterra oder ähnliche Marken. Aber im wesentlichen ist es der vergleich von ähnlichen (nicht gleichen) Produkten miteinander, wobei eben dann nur diese beiden Marken als symbolische Figur hier stehen.
Vieles wurde ja schon geschrieben von Mitgliedern die sich sehr gut mit der Materie auskennen, hinzufügen möchte ich aber doch noch ein paar kleine Sätze. Wenn man die Inhaltsstoffe miteinander vergleicht, bedeutet es noch lange nicht, dass z.B. Lavendelöl = Lavendelöl ist. In der Inhaltsstoffliste ist es per EU Gesetz genau festgelegt, wie ein Stoff zu heissen hat. Dieses hat aber zur folge, das Untergruppierungen oft nicht erfasst wurden. So könnte z.B. für Pinienöl insgesamt über 12 verschiedene Pinienöle verwendet werden. Alles aber unter dem gleichen Begriff, so will es die EU Regelung. Oder z.B. kann man anhand der INCI (Inhaltsstoffliste) nicht erkennen ob es sich um Rosa Mosqueta (Chilenisches Wildrosenöl) oder um allgemeines Hagebuttenkernöl handelt. Das eine ist teuer, das andere sehr günstig. Zwischen den beiden Ölen gibt es aber unterschiede. Zusätzlich wird auch gerade von der EU kommission mit dem Begriff kbA in Kosmetika hart umgegangen. Den leider ist der Begriff kbA (kontrolliert biologischer Anbau) nach EU Richtlinie nur für Lebensmittel erlaubt. Wir versinken also in einem Sumpf von Unzulänglichkeiten in der Regulierungswut der Behörden. Alles muß genormt werden, welch ein Schwachsinn, aber so sieht es im Moment aus. Somit ist eigentlich der Begriff kbA in der Kosmetik nicht erlaubt. (Wir machen es trotzdem, womit ich schon eine Ordnungswiedrigkeit begehe.)
Anhand von diesen paar Beispielen ist doch schon klar zu erkennen, dass auch wenn die INCIS gleich aussehen, nicht das gleich enthalten sein muß. Weiterhin ist die Liste nach absteigender Mengenangabe gemacht. Dieses sagt aber nicht unbedingt alles aus, denn in der einen Rezeptur kann ein Rohstoff z.B. Jojobaöl mit 10% enthalten sein und bei einem ähnlichen Produkt durchaus nur mit 3%. Wenn der Hersteller es geschickt macht, kann auf der Inhaltsstoffliste genau an der gleichen Stelle dann Jojobaöl stehen.
Ein anderer Grund warum z.B. ein Rossmann Produkt günstiger sein kann. Wie schon erwähnt, die Produkte werden nicht nue erfunden sondern nachgebaut. Oft ist es auch so, dass Markenhersteller für Discounter produzieren um ihre kapazitäten auszulasten oder um die Rohstoffe in größeren Mengen einkaufen zu können um einen günstigeren Preis zu erzielen. Bestes Beispiel war vor einigen Jahren Schneekoppe mit Aldi Musli. Wurde von Schneekoppe produziert, hieß bei Aldi Gletscherkrone, nachdem sich viele Supermärkte beschwert hatten. Ist aber das gleiche. Wenn nun ein Kosmetikihersteller größere Mengen einkaufen kann, weil für ein Discounter zusätzlich produziert wird, kann beim Discounter sogar das Produkt fast zum Selbstkostenpreis abgegeben werden und trotzdem macht der Hersteller mehr Gewinn, da die eigenen Produkte günstiger werden.
Ein anderer Punkt ist, in dem einen Shampoo kann z.B. bis auf einen Inhaltsstoff alles gleich sein. Nehmen wir mal Weizenprotein, als extra Inhalt. Dieser Rohstoff ist recht teuer, in dem günstigen Shampoo nicht enthalten, in dem teueren enthalten. Der unterschied im Preis ist erhablich, da um eine echte Wirkung zu erzielen, schon einiges an Weizenprotein rein muß. Der Kunde merkt dann nur irgendwann, bei dem Discounterprodukt fühlen sich die Haare nach einigen Wäschen nicht mehr ganz so toll an. Dieses merkt man aber nicht immer sofort.
Ein weiterer Punkt, die Frage z.B. mit dem Q-10. Dieses Enzym war vor 2 Jahren schwer als Rohstoff zu bekommen. Inzwischen stellt es fast jeder 3. Rohstoffhersteller her, weil die Nachfrage da ist. Nun kommt der Preisdruck durch mehrere Anbieter ins Spiel. Als es nur einen Anbieter gab, konnte der die Rohstoffpreise diktieren, nun geht es nicht mehr.
Die Frage, marketing oder kalkulierter Preis am Beispiel Zahncremes. Eine Zahncreme herzustellen ist zum Teil sogar noch kostenintensiver als eine einfach Gesichtscreme. Trotzdem ist die Zahncreme in der Regel günstiger. Dieses hängt mit dem Marktpreis zusammen. Die großen Zahncremehersteller verdienen zum Teil weniger als 1 Cent pro Tube. Da macht es nur die Masse. Ich weiss es, ich hatte mal vor vielen Jahren mit Blend-A-Med zu tun. Was soll nun der arme Naturkosmetikhersteller dagegen tun. Also muß Er versuchen seine Zahncreme in einem Rahmen zu verkaufen, die der Endverbraucher noch akzeptiert.
So mal ein paar Ausführungen aus sicht eines Herstellers,
liebe Grüße,
Michael