Exotische Reiseziele, Träume, Pläne, Erfahrungen ...

[sukato]

Ich nehme hier ein Thema auf, daß im Diskussionsfaden "Was tragt Ihr heute ..." angerissen wurde ...

Gruß
Sukato

[ Geändert von sukato am 13.11.2005 07:58 ]

[sukato]

Zu Indien:

Indien ist unter den Drittweltländern (das sage ich jetzt ohne Wertung, um keine Diskussion über diesen Begriff von Zaum brechen zu wollen) ein Reiseziel mit ganz besonderen Vorteilen:

1. Es ist eine funktionierende Demokratie mit freier Presse

2. Die vielen Sprache und Dialekte bedingen, daß Englisch neben Hindi die wichtigste Geschäftssprache ist. Die Verständigung ist kein Problem, es findet sich immer jemand, der Englisch spricht, meist besser als man selbst.

3. Service wird großgeschrieben, denn damit verdient sich ein Großteil der Bevölkerung seinen Lebensunterhalt. Allerdings muss man als Mitteleuropäer erst einmal lernen, diesen Service auch anzunehmen. Es ist eben keine Ausbeutung, sich die Koffer ins Taxi tragen zu lassen, sondern man unterstützt denn Kofferträger dadurch, nur so lebt er eben nicht von Almosen oder staatlicher Unterstützung (die in Indien eh nur sehr rudimentär vorhanden ist)sondern von seiner eigenen Arbeit. Wichtig dabei ist aber auch, die Preise nicht zu verderben. Bei Bezahlung und Trinkgeld sollte man sich na die lokalen Gepflogenheiten halten und nicht nach europäischen Maßstäben entlohnen. Das verdirbt die Preise. Wenn dann ein Kofferträger mehr verdient als ein Lehrer (schlimm) oder gar ein Polizist (noch schlimmer wg. Willkür und Korruption) dann schadet man den Leuten.

4. Die Infrastruktur ist gut: Es gibt ein dichtes Eisenbahnnetz, das noch von den Briten stammt. Die Züge fahren nach Fahrplan und sind einfach, aber sauber . Wo man mit der Bahn nicht hinkommt, da gibt es Busse. Die "Luxusbusse" haben einen großen Nachteil: das Videogerät, auf dem immer ein aktueller Hindi-Schinken läuft, um die Fahrgäste zu unterhalten. Bollywoodfilme sind lustig, wenn sie einen nicht von Schlafen abhalten und man nicht mehrere hintereinander sehen muss. Mitlerweile gibt es auch Billigfluglinien, die Standards sind ok.

5. Sicherheit:Geklaut wird überall, auch bei uns. Indien ist da nicht schlechter als Deutschland. Provozieren sollte man aber nicht, etwa durch teure Kleidung, protzigen Schmuck. Alleine durch das Land zu reisen ist kein Problem, auch für Frauen nicht. Allerdings: man steht besonders in abgelegenen Gegenden schon im Mittelpunkt, die Leute haben kein Problem, einen anzugaffen, besonders im knappen Bikini am Strand wird man nicht viel Sonne haben. Das ist aber nicht böse oder belästigend gemeint, es ist eher so, das die damit so umgehen wie wir mit einem Außerirdischen umgehen würden.


6. Arm/Reich: In Indien gibt es mehr reiche Leute als in ganz Mitteleuropa! Und sie gönnen ganz offen sich einen größeren Luxus als bei uns. Die First-Class-Hotels sind nicht etwa für die Ausländer da, die Mehrzahl der Gäste sind einheimliche. Ich habe in diesen Hotels Hochzeitsgesellschaften mit mehr als 400 Gästen erlebt. was da an Prunkt und Luxus aufgefahren wurde, sprengt unsere Vorstellungswelt. Andererseits ist die Armut nicht zu übersehen. Man muss damit umgehen können. Der beste Weg: siehe Punkt 3.

7. Essen und Trinken: die indische Küche ist großartig. Sie tritt den Beweis an, das sogar eine rein vegetarische Küche hervorragend schmecken kann. Übe rdie Qualität der alkoholischen Getränke kann ich nichts sagen, da ich so etwas nicht trinke. Bier gibt es aus indischer Produktion, eine Weintradition hat man dort nicht. Wasser darf man natürlich nur aus Flaschen trinken, die Softtrinks der indischen Firmen sind gewöhnungsbedürftig, aber Lassi ist eine tolle alternative und Tee mit Mlich und Zucker ist Grundnahrungsmittel.

8. Reiseziele. Das ist wie die Frage: Was muss man in Europa gesehen haben? Nicht zu beantworten. Mehrere Reisführer kaufen, viel Lesen, etwas planen und sich dann trieben lassen. Pauschal oder Individual? Letzteres! Überhaupt:viel lesen sollte man als Vorbereitung.

9. Umgang mit den Menschen. Die Leute sind freundlich, erst einmal reserviert. Politische Diskussionen können schwierig werden, da die Landschaft von starken Gegensätzen geprägt ist. Dieser Artikel hier dokumentiert gut, wie es sein kann:

http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,384355,00.html

Diese Betrachtung der Nazi-Diktatur habe ich selbst erlebt, und da ist man als Deutscher in einer besonders kritischen Lage. Wie mache ich klar, dass das Regie verbrecherich war, ohne das mein Gegenüber, der ja doch recht weit von unserer Wirklichkeit weg ist, sein Gesicht verliert. Das ist besonders schwierig, wenn es sich dabei um einen wichtigen Repräsentanten eines Kunden handelt. Aus meiner Einstellung mache ich natürlich keinen Hehl, aber ich versuche dabei, höflich zu bleiben und vor allem, nicht als Oberlehrer aufzutreten.

10. Gesundheit etc. Ich hatte nie Probleme, aber ich habe auch eine eiserne Gesundheit.

11. Wer es sich leisten kann, sollte einmal in einem alten Luxushotel absteigen, das Oberoi in Calcutta ist da meine bevorzugte Adresse. Allerdings:mehr als eine Nacht sprengt dann schnell die Reisekasse.

12. Familienurlaub: Kein Problem in meinen Augen, aber wir sind da eher mutiger als alle in unserem Ort.

Sollte jetzt der Eindruck entstanden sein, daß ich Indien liebe, dann habt Ihr Recht ...

Gruß

Sukato




Weg mit einigen Tippfehlern, daher ...

[ Geändert von sukato am 14.11.2005 15:02 ]

[Sahne]

Ich finde es toll, dass Du so viel über indien weißt, das bringt mich dazu, noch dringender hin zu wollen ! In meiner Erfahrung kann ich nur von China sprechen!

Zu Punkt 3:
Auch in China, natürlich insbesondere Beijing als Großstadt, wird Sevice groß geschrieben. Ein Beispiel: Mit meinem Freund besuchte ich eine Luxusdiskothek am Workers Stadium (für den, der mal hinkommt oder da war), den Namen hab ich leider vergessen . Wir besuchten die Toilette, die übrigens von oben bis unten verspiegelt war, komisches Gefühl. Die Toilettenfrau begrüßte mich äußerst unterwürfig, öffnete mir die Klotür, riss mir reichlich Klopapier ab, verteilte dies auf der Klobrille (es war ein äußerst seltenes europäisches Klo, sonst hab ich fast nur Hockklos gesehen, äußerst gewöhnungsbedürftig, aber wenn mans einmal gelernt hat, hygienischer als "normale" Toiletten! ). Schlösser gabs an den toiletten übrigens nicht. Nachdem ich fertig war, wollte ich mir die Hände waschen und stürmte aufs Waschbecken zu.... nix da , die gute Dame öffnete den Wasserhahn, gab mir Seife auf die Hand. Ich wusch mir verdutzt die Hände, und sie reichte mir Papiertücher en masse ... ich durfte noch nicht mal selber den Wasserhahn ausmachen ! Sie fragte dann noch, ob ich mich nachschminken wolle, mit den vorhandenen Schminksachen . Ich habs sein gelassen, hab mich höflichst verabschiedet, und ihr (zu viel) Trinkgeld gegeben.

Das ist nur ein Beispiel aus meinem mittlerweile ziemlich großen Erfahrungsschatz, mein Freund wartete vor der Tür vor mir, und erklärte dass das völlig normal wäre, während ich ziemlich verwirrt war !

Später mehr über meine Erlebnisse... LG Susanne

[sukato]

Mein China-Erfahrungen beschränken sich auf Taiwan. Irgendwie kam mir das allerdings nur eingeschränkt chinesisch vor, der Einfluss Japans war einfach nicht zu übersehen: die großen japanischen Kaufhausketten waren alle da, und wer sie aus Tokyo kennt, der findet sich auch in deren taiwanesischen Ablegern zurecht.
Zur Zeit deutet sich ein Pojekt in Shanghai an, aber das ist wohl auch zu sehr "neues China" ...

Gruß

Sukato

[Sahne]

Ich fand den Unterschied zwischen neu und alt in Peking unglaublich krass, und sehr reizvoll! Die große Einkaufsstraße "Wangfujing" beinhaltet alle größeren Läden, auch welche die bei uns beliebt sind (VeroModa, Jack&Jones, ...), Kaufhäuder mit den europäischen Luxusmarken schlechthin (Dior, Chanel...)... beeindruckt haben mich die riesigen Shopping Malls. Die Wangfujing ist von oben bis unten mit riesigen Leuchtreklamen gepflastert...

Die Einkaufstraße selber ist auf den ersten blick erstaunlich kurz, doch wenn man die Malls genauer unter die Lupe nimmt (manchmal bis zu 10 Stockwerke), sieht man, dass es das Zentrum des einkaufens schlechthin ist... Ich sage nur soviel: Das reinste Paradies...

Wenn man von der Einkaufstraße in eine der kleinen Gassen abbiegt landet man in einer anderen Welt:

Winzige Gassen, Garküchen, kleine Geschäfte, Straßenhändler... An einem Abend fand auf einem Restaurant doch tatsächlich eine Pekingoper statt...

Beijing ist eine Stadt der unterschiede, wie ich es noch nie kennengelernt habe... Arm und Reich, Schmutz, Glamour, Kriminalität, Freundlichkeit...einfach unglaublich

Jeder Teil China hat etwas für sich, sowohl das alte als auch das neue China!

[Sahne]

ICH WILL NICHT DAS DIESER THREAD VERSCHWINDET!!!!

[Priyaji]

Sehr schöner Thread, und darum pushe ich ihn durch meine Pläne mal wieder nach oben.

Bin auch von Indien angetan, auch wenn ich noch nicht dort war.

Das soll sich aber in diesem Jahr ändern und zwar plane ich (mit drei anderen Indien-Fans) im Oktober eine Reise nach Indien.

Bisher sieht der Plan so aus:
von Frankfurt über Dubai nach Dehli
Stadtrundfahrt
Agra mit Taj Mahal
Rajasthan Rundreise von Dehli aus bis Udaipur (u.a. Station Jaihpur).
Inlandflug nach Bombai
4 Tage Bombai u.a. mit Besichtigung der Studios (Bollywoodstudios *freu*) (Tagestour) und Kinobesuch.
Rückflug wieder über Dubai nach Frankfurt

Hab natürlich auch eine ganz detaillierte Info zum Ablauf, ist aber sehr lang.

Auch wenn es noch einige Zeit dauert, bin ich jetzt schon total aufgeregt, da ich vorher nie wirklich über eine Reise nach Indien nachgedacht habe. Na ja, nachgedacht schon, aber ich hätte nie gedacht, dass es mal ernst wird, es war bisher eher einfach ein für mich unerreichbarer Traum - und nun....?

Ach ja, falls jemand Interesse hat: im Moment sind wir noch zu viert, würde aber auch gerne zu sechst fahren/fliegen.

Wen also jemand im Oktober noch ca. 18 Tage Zeit hätte?


LG
Priyaji

[Deborah]

Hallo an alle Reise-Junkies,

das ist ja nicht die Möglichkeit wieviele unterschiedliche Themen hier zu finden sind...

LadySNo1 schrieb:
Ich fand den Unterschied zwischen neu und alt in Peking unglaublich krass, und sehr reizvoll! Die große Einkaufsstraße "Wangfujing" beinhaltet alle größeren Läden, auch welche die bei uns beliebt sind (VeroModa, Jack&Jones, ...), Kaufhäuder mit den europäischen Luxusmarken schlechthin (Dior, Chanel...)... beeindruckt haben mich die riesigen Shopping Malls. Die Wangfujing ist von oben bis unten mit riesigen Leuchtreklamen gepflastert...

Die Einkaufstraße selber ist auf den ersten blick erstaunlich kurz, doch wenn man die Malls genauer unter die Lupe nimmt (manchmal bis zu 10 Stockwerke), sieht man, dass es das Zentrum des einkaufens schlechthin ist... Ich sage nur soviel: Das reinste Paradies...

Wenn man von der Einkaufstraße in eine der kleinen Gassen abbiegt landet man in einer anderen Welt:

Winzige Gassen, Garküchen, kleine Geschäfte, Straßenhändler... An einem Abend fand auf einem Restaurant doch tatsächlich eine Pekingoper statt...

Beijing ist eine Stadt der unterschiede, wie ich es noch nie kennengelernt habe... Arm und Reich, Schmutz, Glamour, Kriminalität, Freundlichkeit...einfach unglaublich

Jeder Teil China hat etwas für sich, sowohl das alte als auch das neue China!

diese Erfahrungen kann ich nur bestätigen.

Aber auch, dass es eine ordentliche Herausforderung sein kann in China herumzureisen, wenn man dort länger u. nicht mit einer Gruppenreise unterwegs ist, oder mal für eine Woche in Peking mit einem Reiseunternehmen. Das ist zumindest meine Erfahrung.

China hat sich der westlichen Welt inzwischen sehr geöffnet, jedoch ist der Knax den die Menschen durch die Kulturrevolution dort erfahren haben für mich immer sichtbarer geworden, je länger ich unterwegs war.

Als ich in Deutschland zurück war habe ich erst bemerkt wie stark diese Reise in vieler Hinsicht auf mich gewirkt hatte. Da gab es wirklich "etwas zu verdauen", oder manchmal dachte ich auch an den Kulturschock. Das war wohl sowas ähnliches ...

Als Westler denkt, lebt und reagiert man in so unglaublich vielen Bereichen anders, als ein Chinese in China. Dazu kommt die Sprachbarriere. Mit Englisch kommt man nicht weit, auch in Peking nicht. Da hilft oft nur gegenseitiger Respekt vor der Andersartigkeit und Nerven behalten.

Es ist superinteressant im Land herumzukommen, ist jedoch mit keinem anderen Land wirklich zu vergleichen indem ich mich vorher oder danach aufgehalten habe.
Übrigens auch nicht mit Taiwan. Taiwan und die Taiwanesen sind sofort eine andere Welt.

Alles in allem,- CHINA IST EINE REISE WERT !!!, aber es kann von Vorteil sein zu wissen auf was man sich einlässt, wenn man sich auf diese Reise begibt.

In diesem Sinne die herzlichsten Grüsse an alle Weltenbummler unter Euch und GOOD LUCK auf allen Reisen...