Pflanzenwässer: Brutstätte für Keime oder Medizin?
Die Herstellungsart und der Frischegrad der Ware entscheidet (Teil 1)
Ein Artikel aus dem @romapraxis.newsletter 8.02
Am Beispiel „Rosenwasser" lässt sich erklären, dass Rosenwasser nicht gleich Rosenwasser ist: Kaufte man vor zwanzig Jahren Rosenwasser in der Apotheke (damals gab es kaum Naturkosmetik-Läden) handelte es sich meistens um ein synthetisches, jedoch lebensmitteltaugliches Produkt, das vor allem zur Herstellung von Marzipan verwendet wurde. Benutzte man dieses auf einer Kompresse gegen Bindehautentzündung, konnte man sein brennendes Wunder erleben.
Heute trifft man neben der Bezeichnung „Rosenwasser" auch den Begriff „Rosen-Aquarom", hierbei kann es sich um ein in destilliertem Wasser aufgelöstes Quäntchen von mehr oder minder natürlichem Rosen-Öl handeln. Wie wir gleich sehen werden, ist es von den Inhaltsstoffen her betrachtet – und damit auch die Wirkung betreffend – ein ganz anderes Produkt als ein echtes Hydrolat.
Die Bezeichnung „Hydrolat" hat sich in den letzten knapp zehn Jahren eingebürgert, als ein Pflanzenwasser, das bei der Destillation der entsprechenden Pflanze – sozusagen als Nebenprodukt zum ätherischen Öl – entsteht. Im Hydrolat sind vor allem die wasserlöslichen Inhaltsstoffe der destillierten Pflanze enthalten, im Gegensatz zum ätherischen Öl, das die fettlöslichen Inhaltsstoffe enthält. Im Fall der Rose ein großer Unterschied für den therapeutischen Einsatz, insbesondere bei Schmerzen und Entzündungen. Befinden sich im destillierten Rosen-Öl nur knapp 2 Prozent des anästhetisch wirksamen Phenylethanols, findet man im Hydrolat mindestens 50 Prozent. Ein Aquarom wie oben beschrieben entspricht also eher dem Wirkspektrum des ätherischen Öles.Ähnlich verhält es sich mit allen anderen Hydrolaten, leider hat sich die Forschung ihrer bislang noch weniger angenommen als der ätherischen Öle.
Was aber bereits mehrfach untersucht wurde und somit bekannt ist: Hydrolate können im ungünstigen Fall nur eine sehr kurze Lebensdauer von einigen Monaten haben (bis maximal zwei Jahren), denn ein wässriges Milieu ist die ideale Brutstätte für Bakterien und Pilze. Die genaue Haltbarkeits-Spanne hängt von der Qualität des Wasser ab, das für die jeweilige Destillation verwendet wurde, in „Entwicklungsländern" sicherlich oft ein Problem, denn es gibt Keime, die die Temperaturen beim Destillieren überleben. Zudem ist den EndverbraucherInnen nicht bekannt, wie lange und bei welchen Temperaturen das Hydrolat bereits beim Hersteller und später bei der jeweiligen deutschen Öle-Firma lagerte und unter welchen Bedingungen es hier oder dort abgefüllt wurde.
Die Handhabung zu Hause spielt zuletzt auch ein wichtige Rolle: eine Flasche im warmen, feuchten Bad und ohne Zerstäuberaufsatz kann das Hydrolat schnell verderben.
Um die Verkeimungs-Problematik zumindest etwas zu reduzieren, kann man Hydrolate mit Trink-Alkohol versetzen, in England werden sie manchmal mit für Arznei- oder Lebensmittel zugelassenen Konservierungsstoffen versetzt. Zum Herstellen von Cremes ist ein „alkoholisiertes" Hydrolat gut geeignet, denn deren wässrige Phase muss keimfrei sein. Jedoch als Gesichtswasser für empfindliche Haut, zur Pflege von wunder Babyhaut und als Augenkompresse ist es nun nicht mehr verwendbar.
Einsatzgebiete für Hydrolate (Teil 2)
Ein Artikel aus dem @romapraxis.newsletter 9.2002
In der Sommerausgabe des @romapraxis.newsletter konnten Sie nachlesen, dass es wichtig ist, Hydrolate immer nur frisch und mit Sprühaufsatz zu verwenden, da diese sonst nicht für therapeutische Einsatzgebiete geeignet sind. Mittlerweile ist ein Rosenhydrolat in Ampullen auf den Markt gekommen, hier entfällt zudem der gerne zu Konservierungszwecken eingesetzte Alkohol, der Haut und Schleimhaut sehr reizen kann.
Eines der effektivsten Einsatzgebiete für Rosenhydrolat ist die Behandlung von Schleimhautentzündungen. Im Falle einer Konjunktivitis (Bindehautentzündung) legen Sie Kompressen (zB Wattepads zum Abschminken) mit gekühltem Rosenhydrolat (oder Myrtenhydrolat) auf die geschlossenen Augen. Erneuern Sie die Kompressen mindestens viermal täglich. Bei Säuglingen können Sie verklebte Augen immer wieder vorsichtig mit zimmerwarmem Rosenhydrolat abwischen (zur Nase hin bewegen).
Auch der gereizte und wunde Babypopo wird für einige Sprühstöße bei jedem Wickeln dankbar sein (vor dem Anziehen antrocknen lassen oder trocken fönen).
Mundschleimhautentzündungen verschwinden schnell nach einigen Malen Gurgeln mit Rosenhydrolat, wunde und schmerzende Stellen und sogar Schwellungen nach Operationen (auch Ohrlochstechen) lassen sich durch regelmäßiges Einsprühen auch bestens behandeln.
Hitzewallungen im Klimakterium kann frau „abkühlen“, indem sie 2 Tropfen Muskateller-Salbei-Öl in 50 ml Rosenhydrolat verschüttelt und sich davon etwa einmal stündlich etwas auf die Zunge sprüht (etwas einwirken lassen vor dem Schlucken oder ausspucken). Durch das Einsprühen des Gesichtes kann auch hier die Hitze weichen und das aufgewühlte Gemüt abkühlen.
Bachblüten-Expertinnen können ihre Mittel mit Rosenwasser ansetzen (statt Quellwasser), die Wirkung kann dadurch intensiviert werden. Zu den Rescue-Tropfen passt Neroli-Hydrolat besonders gut.
Fettige und unreine Haut ist für regelmäßige Reinigung mit Salbei- oder Tea Tree-Hydrolat dankbar, entzündete Haut freut sich über Atlaszeder- oder Kamillenhydrolat.
In Erkältungszeiten kommt statt Wasser Eukalyptus-, Thymian- oder Lavendelhydrolat in die Duftlampe, dazu nur noch ein bis zwei Tropfen ätherisches Öl.
Und zuletzt: Bügeln wird viel weniger lästig, wenn dem destillierten Wasser etwas Rosenhydrolat beigegeben wird, eventuell plus einem Tropfen Lavendel- oder Limetten-Öl.