
Zitat von
Su-Shee
Aua. ;)
Ich empfehle dringend, Chemieunterricht aufzusuchen. ;)
Vulkanasche kommt auch aus der Natur und macht trotzdem alles platt. ;)
Pflanzliche Öle und tierische Fette bestehen aus einer Verbindung von Säuren mit Glycerin. Erdöl und das daraus gemachte Mineralöl besteht aus einer ganz anderen Verbindung von Stoffen - Alkane, Paraffine und wasweissichwas.
Fettsäure- und glycerinbasierte Fette kann man ganz leicht in andere Stoffe umwandeln - Seife zum Beispiel - oder sie einfach oxidieren (aka "ranzen") und dann verrotten lassen. Olivenöl im Ausguss ist leicht mit der Zugabe von Spüli aufzulösen, das geht mit Erdöl gar nicht.
Die Idee hinter Mineralölen in Cremes stammt aus den Zeiten des frühen Siegeszuges der industriellen Chemieproduktion ab 1870 etwa, wo viele heute gängige Kosmetikstoffe erfunden wurden - Emulgatoren beispielsweise (die bis auf ein paar Ausnahmen praktisch immer eine Art Seife sind), Tenside (das gleiche wie Emulgatoren, nur mehr Schaum) und eben auch Mineralöl.
Das ist sehr billig, geruchsneutral, überall zu beziehen, macht schön weisse Creme.
Das ist der eine Aspekt.
Der andere ist, dass Kosmetikstudien die Haut hernehmen und messen, wie Rohstoffgruppen wirken. Dabei gehört Mineralöl (wie auch Pflanzenöle, Wachse, Silikone und Lanolin) zu den (Überraschung!) "moisturizers" - das heisst, sie werden danach bewertet, wie gut sie Feuchtigkeit DRIN halten. Und das tut Mineralöl aufgrund des gebildeten Films exzellent. Das, was man unter "Feuchtigkeit" in Cremes versteht, heisst "humectants" - Stoffe, die Feuchtigkeit GEBEN. Da vergleicht man dann Glycerin, Urea, Sorbit, Hyaluronsäure, Sodium PCA, Natriumlaktat und so weiter und so fort. Also kombiniert man FeuchtMACHER mit FeuchtHALTER und deswegen wirst du in 95% aller Hautcremes a) Mineralöl und b) Glycerin finden.
Bei der industriellen Konzeption von Creme geht es wenig bis gar nicht darum, die optimale HautPFLEGE zu erzielen, sondern eine Creme zu erzeugen, die praktisch von jeder Nutzerin vertragen wird, lange haltbar ist, günstig zu produzieren und sich subjektiv angenehm anfühlt (dazu dienen die Silikone, die ein glattes, weiches Gefühl machen). Weil man Fett und Wasser zusammenmischen muss, damit es Creme ergibt, bestehen die meisten Hautcremes sowieso erstmal aus einem Sortiment Emulgatoren und Wasser. Dann muss es haltbar gemacht werden, also kommen Anti-Pilz und Anti-Bakterienmittel dazu. Weil sich das im Regal im warmen Kaufhaus drei Jahre oder so halten soll, muss da die entsprechende Menge Konservierung mit rein. Bisschen Duftstoff dazu - Creme fertig.
Was du als Käuferin bezahlst, ist Verpackungsdesign, Werbung, Vertrieb und die Anstrengung, die Creme in den Markt zu bringen. DAS und NICHT die Zutaten kosten das Geld in einer Creme.
Hinzu kommt, dass wirklich wirksame Stoffe bestimmter Art in Kosmetik gar nicht vorkommen dürfen und dass die paar wirksamen Stoffe, die wirklich enthalten sind, so gering dosiert werden, dass praktisch jeder damit klar kommt. Desweiteren DARF Kosmetik eine bestimmte Hautschicht nicht durchdringen, weswegen das ganze Trara um viele Wirkstoffe eh nichts bringt, weil es gar nicht da landet wo es hinmüsste. Sprüche wie "tiefenwirksam" und dergleichen sind reine Werbesprüche.
Zu guter Letzt gibt es eine Reihe tatsächlich wirksamer Stoffe und danach sucht man optimalerweise seine Creme aus. Ja, bestimmte Kräuter wirken antibakteriell. Ja, für die allermeisten Leute ist Glycerin ein toller Feuchtigkeitsspender. Ja, viele Allergiker fahren mit Mineralöl besser als mit Pflanzenölen. Ja, viele biotechnologisch hergestellte Pflanzenprodukte erzielen eine gute Wirkung.
Zu guter Letzt muss man sich auch immer mal dran erinnern, dass man streng genommen ausser irgendeiner Reinigung und ein bisschen Zahnpflege und aus kulturellen Gründen Deo nichts weiter braucht - das Frauen wie die Irren Kosmetik kaufen, ist keine biologische Notwendigkeit rein vom Standpunkt der Haut aus gesehen. Die braucht nüscht. :)