Eine Seifenoper aus Tausendundeiner Nacht
Aldi streitet mit Geschäftsleuten um einen Ladennamen
16.06.2007
Lokales - Seite 26
Uwe Aulich
MITTE. David gegen Goliath oder der Kampf des Zwerges gegen den Riesen: So etwa könnte man die Auseinandersetzung von zwei Berliner Geschäftsleuten mit dem Discounter Aldi beschreiben. David wären hierbei Xenia Trost und Erik Kormann. Betritt man ihren winzigen Laden in den Rosenhöfen am Hackeschen Markt, ist man umgeben vom Duft frischer Seifen. Sie verkaufen nicht einfach nur Schönheitsprodukte, sondern sie haben ihre eigene Kollektion entwickelt, stellen die kleinen Stücke selbst her und geben ihnen ungewöhnliche Namen wie Tabula Rasa (für den Herren) oder Zimt-Ziege (für die Dame). Das Geschäft könnte gut laufen, gäbe es da nicht den Streit mit dem Riesen Aldi.
Der kleine Laden heißt 1000 & 1 Seife, und dieser Name aus der Märchenwelt ist genau das Problem. Denn Aldi betreibt seit zwei Jahren in Mannheim einen Restpostenmarkt unter dem Namen "1001 Tausendundeine Gelegenheit". Dort werden Artikel verkauft, die in anderen Märkten liegen blieben und noch einmal im Preis gesenkt wurden. Als Xenia Trost und Erik Kormann ihren Namen beim Patentamt als Marke eintragen lassen wollten, lief zunächst alles glatt. Die Patentwächter hatten keine Bedenken und trugen ihn Mitte März 2006 ein, einen Monat später wurde er veröffentlicht. Doch Aldi legte Widerspruch ein - "wegen möglicher Verwechslungsgefahr". "Erst im August wurde uns das vom Patentamt mitgeteilt. Aldi fordert, dass wir unsere Marke löschen sollen. Ich habe erst geglaubt: Das muss ein Irrtum sein", sagt Xenia Trost.
War es aber nicht. "Das ist wie ein Schlag vor den Kopf. Man fragt sich, warum schießen die mit Kanonen auf Spatzen", sagt Erik Kormann. Seit Monaten schwelt der Konflikt und beschäftigt auf beiden Seiten Anwälte. Die Berliner Seifenhersteller können nicht verstehen, warum der Großkonzern gerade gegen sie vorgeht. Die Schreibweise der Namen unterscheide sich erheblich, sagt Kormann. Zudem finden sich im Markenregister des Patentamtes rund 40 Einträge, die mit 1001 beginnen, dahinter steht dann etwa Catering, Ferienhaus oder Buch. Xenia Trost und Erik Kormann hoffen noch auf eine gütliche Einigung mit Aldi. Obwohl ihnen die Aldi-Anwälte unmissverständlich erklärt haben, dass "eine Rücknahme des Widerspruchs wegen der strategischen Bedeutung der Marke 1001 Tausendundeine Gelegenheit nicht in Betracht kommt".
Wie eine Mitarbeiterin der Aldi Süd Regionalgesellschaft in Ketsch, die für den Standort in Mannheim zuständig ist, der Berliner Zeitung sagte, werde das Geschäft 1001 Tausendundeine Gelegenheit "am 30. Juni 2007 geschlossen, weil der Mietvertrag nicht verlängert wurde". Welche Auswirkungen die Schließung auf den Markenstreit hat, konnte die Mitarbeiterin nicht sagen. Trotz mehrfacher Anfragen äußerte sich Aldi dazu nicht. Auch die vom Unternehmen beauftragten Anwälte gaben keine Auskunft.