Zunächst ist zu unterscheiden zwischen Kieselerden und Kieselsäuren. Kieselerde ist ein ziemlich schwammiger Begriff; die im Handel erhältlichen Produkte, die so bezeichnet werden, enthalten meist Siliciumdioxid in Form von Quarzstaub. Auch Schüssler-Salz Nr. 11 ist ein Siliciumdioxid. Kieselalgen nutzen diese Verbindungen zum Aufbau ihrer Hüllen, die später als Kieselgur abgebaut werden können. Siliciumdioxide sind jedoch keine Kieselsäuren, sondern können als Anhydride derselben verstanden werden; es muss also Wasser chemisch abgespalten werden. Produzenten von Kieselsäuregel werben gern damit, dass der Körper Kieselerde wegen der Molekülgröße gar nicht aufnehmen und verwerten könne.
Nun ist die Unbedenklichkeit von Kieselerdeprodukten nicht zuletzt durch eine vom NDR in Auftrag gegebene wissenschaftliche Untersuchung hierzulande ins offene Kreuzfeuer geraten. Dass die Wirkung nicht bewiesen ist und nur auf Erfahrung beruht, steht auf jeder Packung, aber dass es nicht nur nutzlos, sondern auch gesundheitsschädigend sein könnte, verunsichert und stellt von Verbraucherschutzausseite aus gesehen die Verkehrsfähigkeit zur Debatte - auch, wenn wir den Quarzstaub bloß essen, nicht einatmen sollten (vgl. "Silikose").
Die Lobby des Kieselsäuregels müht sich natürlich nun, ihr Produkt ins rechte Licht zu rücken ("Silicea von H. ist SICHER!!!") und als Alternative zu Kieselerde nochmal anzupreisen. Kieselerde ist böse, Kieselsäuregel ist gut? Oder das eine böse, das andere besonders böse?
Ich - als Laie - habe den Eindruck, die Hersteller der Kieselsäuregels verwechseln hier Äpfel mit Birnen.
In besagtem Bericht wird zitiert: "Kieselerde ist ein überflüssiges Produkt. Es wird mit vielen Versprechungen auf den Markt gebracht, die nicht gehalten werden können. Es kann potentiell bei langer Anwendung die Niere schädigen. Insofern gibt es gar keine Veranlassung, Kieselsäure zu schlucken und dafür auch noch viel Geld auszugeben." ²
Eines nutzlos, der andere mäßig böse? Ich möchte weder das eine noch andere empfehlen - bzw. erwägen, Pausen einzulegen, ich habe nun den Verzehr von explizitem Kieselsäuregel aus diesem und anderen Gründen erst einmal weitestgehend eingestellt. Es eignet sich aber super für diverse äußerliche Anwendungen, da es stark flüssigkeitsabsorbierend ist - (Silicagranulattütchen kennt man übrigens: Sie liegen oft Waren bei, die vor Feuchtigkeit geschützt werden sollen).
Ich habe davon feste Fingernägel bekommen. Weder ich noch andere, mit denen ich mich austauschte, berichteten von schnellerem Haarwachstum, es könnte aber analog zu den Nägeln davon ausgegangen werden, dass die Haare vielleicht eine kräftigere Sruktur haben. Knochensubstanz, die noch im Aufbau ist, und Bindegewebe sollen auch profitieren; erscheint plausibel. Tierversuche zeigen ähnlich positive Wirkungen bei Gabe von Orthosilikat.
Die Rolle von Silizium als Baustoff im menschlichen Organismus ist unbestritten, die erlaubte Menge und Art der Zufuhr bleibt m.E.n. fraglich. Dass bei einer normalen Ernährung kein Mangel an Silicium(verbindungen) im Körper besteht, darüber scheint Einigkeit zu herrschen.
Wer sich für das Vorkommen von Silicium in Lebensmitteln interessiert, kann sich Kartoffeln, Wurzelgemüse, Bier, Vollkorngetreide und Schachtelhalmtee näher anschauen.
² Den ganzen Artikel gibt es hier:
http://www.presseportal.de/pm/6561/1...scher_rundfunk
Quellen: acdae..de, aok..de, eesom..com, lebensmittellexikon..de, onmeda..de, presseportal..de, ugb..ch, wikipedia..de