Wie das Magazin Focus berichtet, meinen russische Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Kosmetika und dem Charakter ihrer Anwenderinnen gefunden zu haben.
Frauen wählen ihre Kosmetikutensilien mit Bedacht aus. Zu welcher Art Hautpflege sie greifen, hängt dabei weniger von ihrem Hauttyp ab, als vielmehr von ihrem psychologischen Gerüst – meinen zumindest die Wissenschaftler um Tatiana Rebeko von der Russian Academy of Sciences. Sie testeten die überschaubare Zahl von 28 Damen zwischen 22 und 65 Jahren. Zuvor recherchierten sie die Beschreibungen von Cremes auf Internetseiten und in Katalogen führender Kosmetikfirmen. Sie filterten die verschiedenen Typen der Hautpflege heraus und fanden 39 Attribute, die Kosmetik üblicherweise zugeschrieben werden. Diese ordneten sie in sechs Gruppen: Cremes zum Schutz oder zur Pflege, besonders reichhaltige oder hautklärende Salben sowie solche für gestresste Haut und gegen Hautalterung.
Den Probandinnen wiesen die Wissenschaftler die Aufgabe zu, spontan einen Vortrag über die Vorzüge einer selbst erfundenen Creme zu halten. Die Forscher wählten diesen Weg, weil sie befürchteten, in einer direkten Befragung der Teilnehmerinnen verfälschte Antworten zu diesem – in ihren Augen „sehr heiklen“ – Thema zu erhalten. Zudem mussten sich die Frauen psychologischen Tests unterziehen, die Auskunft über ihren Umgang mit Konfliktsituationen, Angst oder über ihre Selbstwahrnehmung gaben.
Die Ergebnisse des Tests verglich das russische Team mit den Vorträgen und fand folgende Hinweise auf die jeweilige „Struktur der weiblichen Identität“:
Die Frauen, die im Vortrag besonders die schützende Wirkung ihrer Creme anpriesen, zeigten im Psychotest eine große Verletzlichkeit, sehr emotionale Reaktionen auf Konflikte und Probleme sowie Schwierigkeiten, andere um Hilfe zu bitten. Die Probandinnen, die die hautklärende Wirkung ihres Produkts propagierten, zeigten im Test eher die Neigung, ihre Probleme nach draußen zu tragen und sich dadurch von ihnen „zu reinigen“. Die Damen, die Pflege für gestresste Haut vorstellten, hatten besonders viel Freude daran, sich zu entspannen. Diejenigen, denen reichhaltige Kosmetik besonders am Herzen lag, waren eher rationale Frauen, die Probleme sehr gut lösen, selbst wenn sie unter Stress stehen. Für Frauen in fortgeschrittenem Alter stand der pflegende Effekt im Vordergrund. Was genau das Alter mit der Psyche zu tun hat, ging aus der Veröffentlichung der Untersuchung nicht hervor.
Die Wissenschaftler geben selbst zu, dass ihre Studienergebnisse nur beschränkt aussagekräftig sind. Künftige Psychogramme aus der Zusammenstellung von Töpfchen und Tuben dürften also schwierig sein, weil sie zu viele Störfaktoren nicht berücksichtigen. Die Forscher glauben dennoch: Die eigene Einstellung zur Haut ist ein wichtiger Teil der Selbstwahrnehmung. Sie spiegelt auch die Beziehung zur Umwelt wider.