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Krebsrate bei Mäusen deutlich erhöht
Vorerst nur im Tierversuch bei Mäusen nachgewiesen. Experten warnen vor Panik.
Eine Versuchsreihe von US-Forschern könnte für ziemliche Unruhe in der Kosmetikbranche sorgen: Laut einem Bericht des "Journal of Investigative Dermatology" wiesen Wissenschaftler der Universität New Jersey nach, dass die Anwendung einiger Feuchtigkeitscremes - zumindest im Tierversuch - nach einer regelmäßigen UV-B-Bestrahlung im Vergleich zu einem Placebo das Risiko UV-bedingter Hauttumore vergrößerte.
Die Ursache des Phänomens ist noch unklar, ebenso offen sei die Frage, ob diese Gefährdung auch für Menschen gelte, heißt es in dem Bericht.
Jährliche Milliardenumsätze
Weltweit werden jährlich Milliarden von Euro mit kosmetischen Produkten, die der Haut fehlende Feuchtigkeit zuführen sollen, umgesetzt. Besonders häufig werden diese nach Sonnenbädern eingesetzt, um der Haut ihr Spannungsgefühl zu nehmen.
Ob das nun ratsam ist, darüber dürfte sich nach der Veröffentlichung der Ergebnisse des Mäuseexperiments zumindest eine wissenschaftliche Debatte entspinnen.
Mäuse im künstlichen "Sonnenschein"
Für ihr Experiment entwarfen die Biologin Susan Lehman und ihre Mitautoren vom Cullman-Labor für Krebsforschung in New Jersey eine Versuchsanordnung, mit der sich die Entwicklung UV-bedingter Hauttumore (exklusive Melanome) nach konstant wiederholter Bestrahlung mit UV-Licht, wie es auch Bestandteil des natürlichen Sonnenlichts ist, imitieren ließ.
Dabei verwendeten die Wissenschaftler spezielle haarlose Albino-Mäuse vom Stamm "SKH-1", die oft in medizinischen Tierversuchen zum Einsatz kommen. Die Tiere wurden über die Dauer von rund fünf Monaten zweimal pro Woche mit UV-B-Licht bestrahlt.
Creme gegen Placebo
Parallel dazu wurden den Mäusen über 17 Wochen lang fünfmal pro Woche je 100 Milligramm von fünf verschiedenen handelsüblichen Feuchtigkeitslotionen oder aber nur ein Wasserplacebo aufgetragen.
Signifikanter Unterschied
Jedes der Produkte beeinflusste offenbar sowohl die Häufigkeit des Auftretens von UV-bedingten Nicht-Melanom-Hauttumoren als auch deren Größe. Die Zahl der in Gewebeproben nachgewiesenen Tumore erhöhte sich etwa in zwei Versuchsreihen im Durchschnitt um 69 Prozent - für die Krebsforscher ein hoch signifikantes Ergebnis.
Effekt beim Menschen noch unklar
Ihr Schluss: "Die Resultate deuten darauf hin, dass mehrere im Handel erhältliche Feuchtigkeitscremes die Rate und die Zahl von Tumoren bei UV-B-vorbestrahlten Mäusen mit einem hohen Tumorrisiko erhöhen. Weitere Studien sind angezeigt, um den Effekt einer derartigen topischen Applikation (Auftragen auf die Haut, Anm.) von Feuchtigkeitscremes auf durch das Sonnenlicht ausgelöste Krebsarten beim Menschen zu bestimmen."
Verhalten zu ändern "wäre verrückt"
Ob das Ergebnis der Untersuchung auch auf die menschliche Haut übertragbar ist, ist allerdings bereits jetzt höchst umstritten. "Die Studie beweist in keinem Fall, dass Feuchtigkeitscremes bei Menschen das Hautkrebsrisiko erhöhen", so Gordon McVie vom Europäischen Institut für Onkologie gegenüber der Zeitschrift "Nature".
"Es wäre verrückt, wegen der Studie sein tägliches Verhalten zu ändern", kommentierte Jonathan Rees von der Universität in Edinburgh das Studienergebnis. Neue Studien seien unbedingt notwendig, um die Wirkung der Cremes auf die menschliche Haut bei Sonneneinstrahlung zu testen.